Unterdrückte Wut
Wut ist überall präsent und taucht doch in vielen Lebensbereichen nur versteckt auf. Der Umgang mit Wut fällt vielen von uns schwer. Wut erinnert uns an unser animalisches Erbe und macht uns Angst. Deswegen stauen wir sie lieber auf – bis sie unkontrolliert und zerstörerisch hervor bricht. Oder wir schlucken sie herunter und richten sie gegen uns selbst. Oder wir fühlen uns so sehr als Opfer, dass wir unsere Nächsten dafür ständig unterschwellig bestrafen. Oder wir schlagen zu, bevor wir geschlagen werden können…
In der Kindheit hat wohl jeder von uns Erfahrungen von Gewalt, Wut, Aggression, Macht und Ohnmacht gemacht, die er oder sie um keinen Preis wiederholen möchte. Wir haben diese Erlebnisse verdrängt. Jetzt sind wir erwachsen und fühlen uns (halbwegs) in Sicherheit. Bis wir irgendwann ins Pflegeheim kommen…
Doch was, wenn wir mit der Wut gleichzeitig auch unsere pure Lebendigkeit und unsere Kreativität unterdrücken?
Die Welt präsentiert sich uns in den Medien voll von Hass und Aggression. Viele Fundamentalisten jeglicher Glaubensrichtung gehen über Leichen. In unserem egoistischen Raubbau an Ressourcen sowie unserem Bedürfnis, uns vermeintliche Feinde vom Leib zu halten oder sie gleich ganz zu vernichten, liegt destruktive Aggressivität. Gewaltfreiheitsparolen von Gutmenschen sowie Appelle von Kirchenvätern klingen gut, bringen aber kaum Verbesserung.
Die Menschheit kann so nicht weitermachen, wenn sie überleben will, das ist vielen klar. Aber können wir lernen, mit der Urkraft Wut konstruktiver umzugehen? Ich möchte eine Antwort versuchen.
Wut ist nur Energie. Anders gesagt: Bestimmten Körperempfindungen wird von uns das Wort „Wut“ zugeordnet.
Erst dadurch, dass wir diesen Empfindungen Widerstand entgegensetzen und mit ihnen eine Unzahl von Erinnerungen und Bedeutungen assoziieren, denen wir sofort weiteren Widerstand entgegensetzen, entsteht ein Komplex, der sich immer wieder unserem Zugriff zu entziehen scheint. Wie so oft bei Tabuthemen, entschwinden „schlüpfrige kleine Scheisser“ unserer Wahrnehmung und verstecken sich im Untergrund.
Ich möchte dich einladen, dir dein eigenes Bild zu machen. So wie ich es sehe, können wir die „Zeitbombe Wut“ nur entschärfen und schließlich sogar ihre Energie nutzbar machen, wenn wir uns die verschiedenen Ambivalenzen, Verästelungen und Schichtungen dieses Themas bewusst machen und sie loslassen. Dazu stellen wir uns Fragen, die uns neue Erkenntnisse ermöglichen.
Was sind etwa die typischen emotionalen Beweggründe, unsere Wut lieber zu unterdrücken?
Wir befürchten,
- wir könnten mit unserer Wut zerstören, was uns lieb ist.
- unsere Wut könnte Rache und damit sogar unsere Vernichtung heraufbeschwören.
- nicht geliebt zu werden, wenn wir wütend sind.
- einer Übermacht doch nichts entgegensetzen zu können
Oder
- wir denken, dass wir doch aufgeklärte, gute Menschen sind! Und die sind nicht wütend.
- wir finden das Gefühl „Wut“ einfach unangenehm.
- Wut ist für uns ein verbotenes Gefühl.
- wir wollen unser Gegenüber eigentlich lieben, dabei stört uns die Wut.
Bestimmt gibt es noch weitere Gründe. Für Ergänzungen bin ich sehr dankbar!
Jetzt wollen wir uns an das Entschärfen der Ladung machen! Natürlich, indem wir loslassen. Vielleicht hast du schon Erfahrungen mit dem Loslassen oder Releasen gemacht. Wenn nicht, probiere einfach aus, in wie weit du dich auf die Fragestellungen einlassen kannst. Gefährlich ist die Wut besonders, wenn sie unterdrückt ist. Wenn sie erst einmal bewusst geworden ist und (ab)fließen kann, kannst du angemessen auf die jeweilige Situation reagieren!
Während des Releasens wirst du feststellen, dass die Energie eher fließen kann oder eher feststeckt. Man kann dieses Phänomen auch als loslassen / festhalten oder öffnen / schließen empfinden – es ist völlig egal, wie du es nennen möchtest. Du kannst dir auch einfach erst ein paar mal die Fragen stellen und danach schauen, ob du dich anders fühlst.
Vielleicht hat dich ja einer der Gründe, warum wir unsere Wut unterdrücken, besonders angesprochen? Lies noch einmal nach und schau, ob du Kontakt zu einem Wut-Thema bekommst.
Kannst du dir erlauben, alles aufkommen zu lassen, was damit zusammenhängt?
Kannst du dir erlauben, die Wut so sehr zurückzuhalten, wie du es tust?
Und kannst du dir erlauben, die Energie einfach fließen zu lassen, so gut du kannst?
Kannst du dir erlauben, die Wut so sehr zurückzuhalten, wie du es tust?
Und kannst du dir erlauben, die Energie einfach fließen zu lassen so gut du kannst?
Lass dir nach jeder Frage Zeit zum Nachspüren! Wiederhole die Fragen, bis sich nichts mehr verändert oder keine „Ladung“ mehr spürbar ist. Also weiter:
Kannst du dir erlauben, die Wut so sehr zurückzuhalten, wie du es tust?
Und kannst du dir erlauben, die Energie einfach fließen zu lassen, so gut du kannst?
Kannst du dir erlauben, die Wut so sehr zurückzuhalten, wie du es tust?
Und kannst du dir erlauben, die Energie einfach fließen zu lassen, so gut du kannst?
Wie fühlst du dich jetzt? Diese Übung kann eine Menge bringen und du kannst immer wieder auf diese Fragen zurückkommen. Dir werden sicher noch weitere Situationen deines Lebens einfallen, in denen Wut eine Rolle spielt… 😉